29: Felix Klieser zu Gast bei KRAUTHAUSEN – face to face

Shownotes

Zu Gast bei KRAUTHAUSEN - face to face: Felix Klieser, Hornist.

Felix Klieser hat sich mit vier Jahren in den Kopf gesetzt: "Ich will Horn spielen lernen!".
Wie er dazu kam, weiß nicht einmal er selbst. Doch er konnte seinen Traum verwirklichen und ist mit seinem Horn heute weltberühmt.

Mit Raul Krauthausen unterhält er sich über seinen Werdegang.

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felixklieser.de

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00:00:00: Hallo aus dem wunderschönen Gärtner- Platz-Theater in München.

00:00:03: Mein heutiger Gast hat sich bereits mit 4 Jahren in den Kopf gesetzt,

00:00:09: dass er unbedingt Horn spielen möchte.

00:00:12: Wie es dazu kam, weiß nicht einmal er selbst.

00:00:15: Herzlich willkommen Felix Klieser.

00:00:29: Hallo Felix. Schön, dass du da bist.

00:00:31: Ja, schön hier zu sein.

00:00:33: Du hast mit 23 Jahren eine Autobiographie geschrieben ...

00:00:37: mit dem Titel: "Fußnoten".

00:00:40: Und du wolltest damals schon ...

00:00:43: letztendlich immer die gleichen Fragen beantworten, die man dir ...

00:00:47: bis zu dem Zeitpunkt immer wieder gestellt hat.

00:00:49: Das macht es jetzt uns in der Vorbereitung auf diese Sendung ...

00:00:53: gar nicht so leicht, weil wir nicht immer die gleichen Fragen ...

00:00:56: fragen wollten, sondern etwas anderes.

00:00:59: Du hast gesagt:

00:01:00: Dachdecker oder Handballweltmeister wäre ich kaum geworden.

00:01:05: Meine Biographie heißt: Dachdecker wollte ich eh nicht werden.

00:01:09: Was haben wir eigentlich mit den Dachdeckern?

00:01:13: Ach, ich weiß es nicht. Ich meine, das Problem ist ja,

00:01:16: dass es Menschen sehr schwer fällt, ein Leben einer anderen Person ...

00:01:21: aus der Perspektive der anderen Person zu sehen.

00:01:24: Klassische Frage: ist es schwerer mit den Füßen Horn zu spielen?

00:01:27: Sag ich immer: keine Ahnung, hab es nie anders gemacht.

00:01:30: Ich finde es nicht schwer. Um das vergleichen zu können,

00:01:33: müsste man ja beide Optionen haben. Ach so ja, das stimmt.

00:01:37: Du hattest sogar einen ganz konkreten Berufswunsch als junger Mensch.

00:01:40: Du wolltest Sprengmeister werden.

00:01:43: Ja, ich hab damals als Kind immer Dokus gesehen - ich weiß nicht mehr,

00:01:47: wo die kamen, heute gibt es das gar nicht mehr - wo man so Leute ...

00:01:51: gesehen hat, die zu einer Fabrik gefahren sind, oder einem Stadion,

00:01:54: und dann haben die da tagelang daran herum geschraubt und gebohrt,

00:01:58: und gemacht und getan.

00:01:59: Dann hat es einmal puff gemacht und das Ding ist total ordentlich ...

00:02:04: in sich zusammengestürzt.

00:02:06: Das fand ich wahnsinnig faszinierend.

00:02:08: Wow. Sprengmeister stelle ich mir auch ganz kurz super spannend vor,

00:02:14: wenn es denn explodiert.

00:02:15: Ja.

00:02:17: Aber die tagelange Arbeit, das war mir gar nicht klar.

00:02:20: Ja, es ist sehr komplex.

00:02:22: Also ich muss zugeben:

00:02:23: ich bin super wenig mit Musiktalent gesegnet.

00:02:27: Ich habe zwei Jahre lang Keyboard gelernt als Schüler.

00:02:31: Und dann ist es trotzdem für mich nicht weiter gegangen.

00:02:36: Ich glaube, die eigene Motivation hat da gefehlt.

00:02:39: Ich stelle mir Hornspielen, im Vergleich zu anderen Instrumenten,

00:02:42: schon als ein eher komplexes Musikinstrument vor.

00:02:46: Man liest, es sei eines der schwersten Instrumente, die man ...

00:02:49: überhaupt lernen kann.

00:02:51: Gibt es etwas, worauf du früher ...

00:02:54: aber vielleicht auch heute noch verzichten musst,

00:02:58: im Alltag, in deiner Freizeit,

00:03:00: aufgrund des Hornspielens?

00:03:02: Als Kind sehr viel. Klar.

00:03:04: Im Kind- und Jugendalter, da legt man die Grundsteine.

00:03:08: Wie viel hast du da gelernt oder geübt?

00:03:10: Das ist ja das Problem. Als Kind verbringt man auch ...

00:03:13: sehr viel Zeit in der Schule. Wenn man in den höheren Klasse ist,

00:03:16: ist man um 4 oder 5 zu Hause. Dann isst man was, Hausaufgaben ...

00:03:20: habe ich öfter ignoriert, wo ich den Sinn nicht verstanden habe.

00:03:24: Das war im Nachhinein gar nicht so doof, weil ich die Zeit ins Horn ...

00:03:28: investiert habe. Wo ich mir gesagt habe,

00:03:30: ich habe noch 3, 4 oder 5 Stunden Zeit am Tag.

00:03:33: Was mache ich mit der Zeit sinnvoll, damit ich auch vorankomme?

00:03:35: Und die habe ich dann wirklich ins Horn investiert, so dass ich ...

00:03:38: nach Hause gekommen bin, gegessen hab, geübt hab, ins Bett gegangen bin.

00:03:42: Am nächsten Morgen wieder auf in die Schule, nach Hause, was gegessen ...

00:03:44: habe und geübt habe. So ging das jeden Tag.

00:03:47: Und - keine Ahnung - Freunde? Partys? Flirten?

00:03:50: Nicht so wahnsinnig viel.

00:03:52: Wegen deinem Horn?

00:03:54: Es war schon sehr kompliziert. Die letzten Schuljahre, ...

00:03:56: ich war dann im Bundesjugendorchester.

00:03:59: Und da ist man ungefähr 3 Monate unterwegs.

00:04:02: Man versucht, das an die Ferien anzupassen.

00:04:05: Das gelingt aber nicht immer.

00:04:07: Und was mein Problem war:

00:04:08: ich musste ja trotzdem den Schulstoff irgendwie lernen.

00:04:11: Und dann bin ich mit Koffer und den ganzen Schulbüchern ...

00:04:15: losgereist und musste dann die andere Freizeit, die ich dann hatte ...

00:04:20: damit verbringen, irgendwie den Abi-Stoff nachzuholen.

00:04:24: Also, ich war schon sehr beschäftigt als Kind und Jugendlicher ...

00:04:27: mit all diesen Dingen, das irgendwie unter einen Hut zu kriegen.

00:04:31: Aber es muss ja Menschen in deinem Leben gegeben haben,

00:04:34: die an dich geglaubt haben, die gesagt haben: krass - beim Schulorchester ...

00:04:39: sticht er hervor, ist besonders gut, besonders talentiert.

00:04:42: Kannst du dich an diese Situation erinnern, wo jemand ...

00:04:45: gesagt hat: Alter, mach weiter, du hast es drauf!

00:04:48: Der erste Punkt, wo ich gemerkt habe, dass es vielleicht mehr ist,

00:04:52: als ein Hobby - da war ich neun, da habe ich damals ...

00:04:55: bei Jugend-musiziert mitgemacht und bin auch zum Landes-Wettbewerb ...

00:04:58: gekommen und damals saß der damalige Horn-Professor ...

00:05:01: der Hochschule Hannover in der Jury.

00:05:03: Der ist hinterher zu mir gekommen, bzw. zu meinen Eltern und meinte:

00:05:06: Wenn ich irgendwie mal Hilfe oder Unterstützung brauche, dann soll ...

00:05:10: ich mich bei ihm melden. Ich bin damals nicht gewechselt.

00:05:13: Meine Eltern haben gesagt: Nein, du bist noch an der Grundschule.

00:05:17: Also von der Grundschule an die Hoch- Schule, das ist bisschen früh.

00:05:19: Aber ich glaube, ich war 12 oder 13, da bin ich dann nach Hannover ...

00:05:22: an die Hochschule gewechselt und habe dann das absolviert, ...

00:05:25: was normalerweise ein Student absolviert.

00:05:27: Allerdings war es auch derselbe Lehrer, der gesagt hatte - das war ...

00:05:30: ein paar Jahre später - ich hatte damals einen Preis gewonnen und ...

00:05:33: ein Interview mit einer Zeitung, das war ein Doppel-Interview ...

00:05:35: mit dem Lehrer und mit mir, und das war ein längeres Gespräch.

00:05:39: Und irgendwann meinte der Journalist, ob ich mir denn vorstellen könnte, ...

00:05:42: Horn spielen beruflich zu machen?

00:05:44: Damals hab ich mich noch nicht damit auseinandergesetzt, was ich ...

00:05:47: mal als Beruf machen will.

00:05:49: Da habe ich gesagt: Ja, alles super, alles toll, aber ob ich das ...

00:05:53: beruflich machen will, weiß ich noch nicht.

00:05:55: Vorstellen könnte ich es mir schon, aber es war eine schwammige Antwort.

00:05:58: Mein damaliger Professor ist dazwischen gegrätscht und meinte:

00:06:02: Ja, als Hobby findet er es super, dass ich Horn spiele, aber ...

00:06:05: beruflich sollte ich doch bitte etwas anderes machen.

00:06:08: - Also, es war nie so, dass ... - Hä!?

00:06:10: ... ich jemand hatte, der gesagt hat: Du musst das beruflich machen.

00:06:13: Du musst studieren, zieh das durch.

00:06:15: Das hatte ich eigentlich eher nicht.

00:06:17: Das kam dann schon von mir aus und die Leute, die dann ...

00:06:20: immer sehr zweifelnd waren und eher Bremsklotz gespielt haben ...

00:06:24: die musste ich dann überwinden.

00:06:26: Hast du darunter gelitten, oder war das eher Ansporn?

00:06:29: Das ist schwer zu sagen. Wenn man so etwas macht, ...

00:06:33: in etwas erfolgreich sein will, dann besteht das Leben ...

00:06:37: zu 99% aus Problemen, Hindernissen und Dingen, die nicht funktionieren.

00:06:42: Aus Leuten, die nicht an einen glauben, usw.

00:06:45: Das ist leider der Alltag und das

00:06:47: ist etwas, was man mögen muss.

00:06:49: Deswegen war es schon etwas, wo ich gesagt habe: okay.

00:06:52: Damals ging es auch darum, dass man normalerweise ...

00:06:54: als Hornist die rechte Hand ...

00:06:55: im Schalltrichter hat und kann damit auch die Töne formen.

00:06:58: Man kann sich ja vorstellen, wenn man ...

00:07:00: Lautsprecher hat und man tut da ein Taschentuch rein,

00:07:02: dann klingt das, was aus dem Lautsprecher rauskommt

00:07:04: ein bisschen anders.

00:07:05: Und genauso ist es auch beim Horn ...

00:07:07: und damals war ja die Devise: Ohne Hand im Schalltrichter ...

00:07:10: hast du keine Chance, genau dieses Klangideal ...

00:07:12: zu erwischen.

00:07:14: und dann musste ich mich halt hinsetzen und fragen:

00:07:16: Okay, wie schafft man es, genau so zu klingen,

00:07:18: als wäre eine Hand drinnen,

00:07:20: die sich bewegt und flexibel ist ...

00:07:22: und die sich formt.

00:07:24: Wie kann man das schaffen?

00:07:25: Da kann dir niemand helfen,

00:07:27: weil es vorher auch keiner probiert hat.

00:07:28: Das waren schon so Phasen,

00:07:30: die waren teilweise echt anstrengend und schwierig,

00:07:32: aber irgendeine Stimme ...

00:07:33: in mir hat immer gesagt:

00:07:35: Wird schon klappen, kriegst du schon hin!

00:07:37: Wie, weiß ich nicht, aber irgendwie wird es schon.

00:07:39: Aber wie genau machst du es denn jetzt ...

00:07:43: mit dem Verformen des Trichters?

00:07:45: Das ist etwas, was relativ schwer ist...

00:07:48: in zwei bis drei Sätzen zu formulieren.

00:07:50: Als Hornist hat man ja ganz viele Parameter,

00:07:53: wie man ein Ton steuern kann, also die Luft,

00:07:55: die aus der Lunge ins Instrument reingeht.

00:07:57: Die kann mit einer unter- schiedlichen Geschwindigkeit strömen.

00:08:00: Die kann mit einem variablen Druck strömen,

00:08:03: die kann aber auch andere Positionen bekommen.

00:08:05: Auch, wie man die Lippen formt.

00:08:06: Wie man den ganzen Mundraum formt.

00:08:09: Und das ist eher der Punkt, wo man daran arbeiten muss,

00:08:12: diese ganz kleinen Mosaik- Steinchen zu verbinden.

00:08:15: Und das ist Versuch und Irrtum,

00:08:17: wie zum Beispiel:

00:08:19: Man reist in ein fremdes Land, man hat 500 Gewürze,

00:08:23: 300 Gemüsesorten

00:08:25: Man hat keine Ahnung, was das alles ist.

00:08:27: Man fängt an zu mixen.

00:08:28: Schmeckt gut, ist es super. Falls nicht, mixt man was Neues ...

00:08:32: und so funktioniert das dann.

00:08:34: Du hast gesagt, du bist kein Wunderkind,

00:08:36: aber wenn man sich mal deine Laufbahn genauer ansieht,

00:08:39: warst du dir mit 4 Jahren sicher, Horn lernen zu wollen.

00:08:42: Du warst Jungstudent an der Musikhochschule mit 13.

00:08:46: Wie du ja vorhin gesagt hast, dass...

00:08:48: man erst nach der Schule an eine Musikhochschule kommt.

00:08:52: Du hast dein erstes Soloalbum von dir herausgebracht ...

00:08:55: und zahlreiche Preise sowie Auszeichnungen gewonnen.

00:08:58: Und sagst immer noch, dass du kein Wunderkind bist?

00:09:00: Wunder .. ich mag das Wort nicht.

00:09:02: Wunder generiert etwas.

00:09:03: Wunder ist, was wir nicht erklären können und einfach so da ist.

00:09:07: Ich vergleiche das immer mit einem Betonstein.

00:09:09: Man sagt jetzt: Wir haben ganz viele Betonsteine in der Ecke liegen.

00:09:12: Und diese Betonsteine könnte man zu einem Haus errichten.

00:09:15: Und jetzt sagt man: Das sind die besten Betonsteine der Welt ...

00:09:18: und es gibt qualitativ keine besseren Betonsteine,

00:09:21: trotzdem werden diese Steine nicht anfangen, sich selbst zu errichten.

00:09:26: Das bedeutet, es muss jemand anfangen, einen Plan zu machen,

00:09:30: es muss jemand einen Bauplan schreiben,

00:09:32: es muss Bauarbeiter geben.

00:09:34: Die müssen die Betonsteine nehmen und aufeinanderbauen.

00:09:38: Das Wunder wäre, wenn die Steine sich selbst zu einem Haus kreieren.

00:09:43: Das wäre für mich ein Wunder.

00:09:44: Und es glauben viele Leute, dass wenn man ein Talent hat,

00:09:49: dann funktionieren Dinge einfach.

00:09:50: Das ist so ein ganz weit verbreiteter Mythos,

00:09:55: der neben vielen anderen Mythen, die in unserer ...

00:09:57: Gesellschaft ganz selbstver- ständlich sind, aber falsch sind.

00:10:01: Es gibt kein Wunder oder Talent.

00:10:03: Es ist wirklich leider - man muss sehr viel dafür tun.

00:10:06: Derjenige, der bereit ist, sehr viel für etwas zu tun ...

00:10:09: und der auch dazu bereit ist, sich selber zu verstehen.

00:10:12: Das ist immer ein ganz wichtiger Punkt.

00:10:14: Man muss wissen, wie man funktioniert, wie man tickt.

00:10:17: Was brauche ich? Was tut mir gut?

00:10:19: Was tut mir nicht gut? Wenn man da in der Lage ist, das zu lernen,

00:10:23: dann wird man auch in gewissen Dingen erfolgreich sein.

00:10:25: Okay, das leuchtet mir ein,

00:10:27: dass es jetzt nicht irgendeine Gottesgabe war oder so.

00:10:32: Jetzt hast du ja mit sehr jungen Jahren Horn gelernt ...

00:10:35: und dich der klassischen Musik quasi dann auch verschrieben.

00:10:39: Wie könnte man heutzutage junge Menschen für ...

00:10:43: das Thema "Klassische Musik" begeistern?

00:10:45: Ich glaube, dass die Klassik noch sehr hinter unserer Zeit ist.

00:10:50: Man hat manchmal das Gefühl,

00:10:52: man lebt in der Neuzeit, dann geht man in den Kulturbetrieb ...

00:10:56: und rutscht 50 Jahre zurück.

00:10:58: Es ist immer noch so, dass es sehr viel um Äußerliches geht,

00:11:02: dass es sehr viel um "pseudo-intellektuelle" Dinge geht.

00:11:06: Das klassische Prinzip ist:

00:11:08: "Ich habe keine Ahnung von Musik" höre ich so oft.

00:11:10: Ja, Sie müssen auch keine Ahnung von Musik haben.

00:11:13: Wenn Sie gerne Currywurst essen, müssen Sie nicht wissen,

00:11:16: wie eine Currywurst funktioniert.

00:11:18: Ist völlig wurscht. Sie müssen es nur mögen.

00:11:20: Und das ist etwas, was sehr verankert ist in der Kultur.

00:11:23: Wenn man in ein Konzert geht, fragen die meisten Leute:

00:11:25: Was soll ich anziehen?

00:11:26: Und das ist tödlich, das ist auch nicht mehr zeitgemäß.

00:11:30: Das ist etwas, was die Kultur und die Klassik in einen Elfenbeinturm ...

00:11:35: schweben lässt.

00:11:36: Selbst der Verhaltenskodex, wenn man mehrere Sätze ...

00:11:39: in einem Konzert hat, dazwischen darf man nicht klatschen, usw.

00:11:42: Also es ist sehr streng und sehr strikt und ...

00:11:44: das, was die Leute immer sagen: es soll ja um Musik gehen,

00:11:47: ist im Endeffekt gar nicht so.

00:11:48: Es geht nicht um die Musik, sondern die ganzen Äußerlichkeiten.

00:11:51: Und wenn ich Kritiken von mir durchlese von großen, deutschen ...

00:11:55: namhaften Tageszeitungen und ich verstehe nicht,

00:11:59: was diese Person schreibt, obwohl ich derjenige bin, der das ...

00:12:02: Produkt erschaffen hat in dem Moment auf der Bühne,

00:12:05: dann sagt das sehr viel darüber aus, wie diese Welt funktioniert.

00:12:10: Was aber auch ein europäisch / deutsches Problem ist.

00:12:13: Also, wenn man z.B. auf der asiatischen Seite guckt,

00:12:16: die Kultur und die Musik kam relativ spät dort hin, weil sie

00:12:19: auch nicht von dort kommt. Es gab keinen Beethoven, Mahler ...

00:12:23: und wie sie alle heißen in China, das kam erst später.

00:12:26: Und die Leute sind völlig unvoreingenommen da rein gekommen.

00:12:29: Die junge Generation fasziniert sich dafür, die ist begeistert.

00:12:33: Und da sind es die älteren, die nicht in die Konzertsäle kommen.

00:12:36: Und engagierst du dich in dem Bereich, junge Menschen ...

00:12:40: für Musik zu begeistern?

00:12:41: Ich glaube, das Wichtigste ist, wie wir uns - und da spreche ich ...

00:12:44: nicht nur von mir, sondern meiner Generation,

00:12:47: wie wir uns alle präsentieren.

00:12:48: Das ist ein ganz wichtiger und entscheidender Punkt.

00:12:52: Es gibt wirklich Künstler-Kollegen, die etwas älter sind,

00:12:56: die keine Interviews geben, kein Licht auf der Bühne akzeptieren.

00:13:01: Wo man wirklich denkt: wie kann das funktionieren?

00:13:05: Aber das führt natürlich zu einer kompletten Distanz, die ...

00:13:09: ich auch nicht sehe. Im Endeffekt machen wir ja Musik für Menschen.

00:13:12: Ich mache nicht Musik für mich, sondern, damit andere ...

00:13:15: glücklich sind, zufrieden sind, einen schönen Abend haben.

00:13:18: Dafür mache ich das.

00:13:20: Du hast vor kurzem ein neues Album veröffentlicht.

00:13:23: Zusammen mit dem Zemlinsky Quartett.

00:13:26: Und da hören wir uns eine Probe draus an.

00:13:51: Im Zentrum des Albums steht das Hornquintett von Mozart.

00:13:53: Eines der Stücke für Horn in der Kammermusik, was ...

00:13:56: ich mit am meisten mag und am meisten gespielt habe.

00:13:59: Auch zusammen mit dem Zemlinsky Quartett.

00:14:01: Wir haben dieses Stück genommen und auf der einen Seite mit ...

00:14:04: vier sehr bekannten Arien von Mozart kombiniert.

00:14:08: Eine Version für Horn und Streichquartett.

00:14:10: Und den beiden Hornkonzerten von Joseph Haydn, die eigentlich ...

00:14:13: für Horn und Streichorchester geschrieben wurden, und wir daraus ...

00:14:16: eine kleine Kammermusikfassung für Quintett, für Horn und ...

00:14:19: Streichquartett gezaubert haben.

00:14:42: Das besondere an dem Album ist, dass wir auf der einen Seite ...

00:14:45: wirklich reine Kammermusik haben.

00:14:47: Und dann auf der anderen Seite Stücke, die eigentlich ...

00:14:50: für Orchester geschrieben wurden, die wir aber für Kammermusik ...

00:14:53: umfunktionieren. Also, die Hornkonzerte ...

00:14:55: von Joseph Haydn, die ja eigentlich für Streichorchester ...

00:14:58: geschrieben wurden, sind vom Prinzip sehr kammermusikalisch, aber ...

00:15:02: viele Details hört man - dadurch, dass man einen großen ...

00:15:04: Orchesterapparat hat, nimmt man gar nicht so wahr, diese Details.

00:15:08: Und da wir ein Streichquartett haben, hört man jede einzelne Stimme,

00:15:11: man hört jede Nuance, jedes kleine Zahnrad, was ...

00:15:14: in das nächste greift.

00:15:15: Und dadurch hat man noch mal einen anderen Blick ...

00:15:18: auf diese Hornkonzerte.

00:15:53: Das Zemlinsky Quartett und ich wir kennen uns schon viele Jahre ...

00:15:56: und wir haben viele Konzerte gespielt.

00:15:58: Wir haben angefangen mit dem Hornquintett von Mozart.

00:16:01: Natürlich das Standard-Repertoire für diese Kombination.

00:16:04: Und dann haben wir geguckt: was kann man noch ...

00:16:07: in dieser Besetzung spielen?

00:16:08: Wir haben uns bei bestimmten Dingen bedient, haben also ...

00:16:12: auch Mozart-Hornkonzerte gespielt, in einer Quintett-Version.

00:16:15: Das hat viel Spass gemacht.

00:16:17: Und die Haydn-Hornkonzerte.

00:16:18: Und noch mehr geguckt: was kann man noch, neben dem ...

00:16:21: Original-Repertoire für diese Besetzung hin nehmen?

00:16:25: Das macht wahnsinnig viel Spass.

00:16:27: Ich kenne die vier schon sehr lange.

00:16:29: Wir haben auch eine gute Freundschaft miteinander.

00:16:32: Es ist immer eine lustige Zeit mit denen zusammen.

00:16:55: Mozart hat das Quintett für ein Naturhorn geschrieben.

00:16:58: Und hat es seinem Freund, dem Hornisten Joseph Leitgeb ...

00:17:02: nicht leicht gemacht.

00:17:05: Ist es mit einem zeitgenössischen Horn wie deinem Alex ...

00:17:09: einfacher zu spielen, oder schwieriger?

00:17:11: Einfacher.

00:17:13: Man muss ja sagen, das, was ich auf dem Album aufgenommen habe,

00:17:17: Mozart und Haydn, das ist ja alles in einer Zeit geschrieben worden,

00:17:20: diese Musik, da gab es noch nicht das moderne Ventil-Horn.

00:17:24: Wenn man sich ein Horn mal ansieht, sieht man, es sind in der Mitte ...

00:17:27: viele Schlaufen und Knöpfe und dies und das und jenes.

00:17:30: Im Endeffekt: das Naturhorn war frei von dem.

00:17:33: Es war ...

00:17:35: Wenn man vielleicht mal ein Jagdhorn gesehen hat,

00:17:37: was in der Mitte komplett hohl war, ganz so dramatisch war ...

00:17:40: das Naturhorn nicht, da war doch noch die eine oder andere Windung.

00:17:42: Aber vom Prinzip her waren diese ganzen Ventile und Schlaufen,

00:17:45: die waren noch nicht da.

00:17:46: Das bedeutet ...

00:17:48: die Komponisten der damaligen Zeit mussten sich damit auseinandersetzen,

00:17:52: welche Töne dieses Horn ungefähr spielen konnte.

00:17:55: Man muss sich das so vorstellen, als ob man ein Klavier hat und ...

00:17:58: 70% der Tasten sind kaputt.

00:18:00: So.

00:18:01: Dann kommt der Komponist, sagt: du musst genau für dieses ...

00:18:04: Instrument schreiben. 70% ist zwar kaputt,

00:18:06: hast nur 30% der Töne, aber schreib mal genau für diese 30%.

00:18:10: Dann gab es sehr unterschiedliche Herangehensweisen.

00:18:14: Joseph Haydn beispielsweise war ein Komponist, der ganz akkurat ...

00:18:17: sich hingesetzt hat, genau damit auseinander gesetzt hat, was ...

00:18:20: kann dieses Instrument, was kann es nicht?

00:18:23: Was war bequem für den Hornisten?

00:18:25: Was war jetzt nicht so bequem für den Hornisten?

00:18:28: Mozart wiederum fand es lustig, Dinge zu schreiben, die ...

00:18:30: nicht spielbar waren. Der hat sich hingestellt ...

00:18:33: oder gesetzt wahrscheinlich - er hat im Sitzen komponiert, geh ich von aus.

00:18:36: Und hat dann Dinge geschrieben, die total simpel klingen,

00:18:40: die aber für den Hornisten fast unmöglich waren zu spielen,

00:18:43: weil es einfach nicht auf dem Instrument war.

00:18:46: Und dann hat der Hornist eine ganz simple Melodie gespielt ...

00:18:48: und es klang fürchterlich, weil der Hornist es nicht hingekriegt hat.

00:18:51: Das fand der lustig!

00:18:53: - Ist eine Form von Mobbing, oder? - Eine sehr harte Form von Mobbing!

00:18:56: Es gibt ein Hornkonzert, das zweite Hornkonzert, da gibt es eine Melodie:

00:18:59: " da di da di da daa daa da di da di da di "

00:19:02: ist jetzt nicht virtuos, es waren aber sehr viele Töne drauf, die ...

00:19:05: wahnsinnig kompliziert auf diesem Naturhorn zu spielen waren.

00:19:08: Und weil er das so lustig fand, hat er die Geigen ...

00:19:10: eine Lachimitation machen lassen. Also, es klingt so, als ob ...

00:19:13: die Geigen lachen, das ist auch so beabsichtigt.

00:19:16: Der Hornist spielt, es klingt auf Naturhorn gruselig und die Geigen ...

00:19:19: lachen das Horn aus. Also so hat Mozart gearbeitet.

00:19:22: So hat Mozart geschrieben.

00:19:24: Und das sind nette Anekdoten, die immer wieder in seinen Stücken ...

00:19:28: vorkommen. Aber es ist, glaube ich, eine sehr ...

00:19:31: harte Form von Horn-Bashing gewesen.

00:19:34: Wie gehst du denn bei der Bearbeitung von Arien an die Thematik ran?

00:19:39: Wie viel bedeutet dann z.B. der Text?

00:19:42: Was geht da in dir vor, so dass du sagst: okay, so machen wir das.

00:19:47: Ich nehme wirklich die Gesangsstimme und kopiere sie 1:1 auf das Horn.

00:19:50: Ich mache mit der Gesangsstimme gar nichts,

00:19:52: spiele sie genauso auf dem Horn.

00:19:54: Das schöne ist ja immer: Musik ist ja sehr ...

00:19:56: Musik macht ja immer etwas mit uns. Die macht uns fröhlich, macht uns ...

00:19:59: traurig, macht uns nachdenklich. Die führt dazu, dass wir uns ...

00:20:02: an gewisse Dinge erinnern. Und das schwierige ist natürlich,

00:20:06: wenn man Sänger ist, dann hat man immer einen Text.

00:20:09: Das bedeutet, wenn man über Liebe singt, dann sollte man ...

00:20:12: nicht wahnsinnig aggressive Musik dazu gestalten.

00:20:14: Das könnte falsch verstanden werden.

00:20:16: Ein Sänger ist natürlich immer an den Text gebunden.

00:20:19: Ich als Hornist habe den Vorteil, dass ich keinen Text habe und ...

00:20:22: dementsprechend einfach die Musik nutzen kann.

00:20:25: Und dann ist es so:

00:20:26: Wenn man gute Musik hat und gute Stücke, dann ist es oft so,

00:20:29: dass man mit einem Stück ganz unterschiedliche und teilweise ...

00:20:32: auch gegenteilige Emotionen mit einem Stück ausdrücken kann.

00:20:35: Du hast mal gesagt: ich kann Zähneputzen ...

00:20:38: und Autofahren und mit meinem Smartphone rumdaddeln,

00:20:41: wie jeder andere.

00:20:42: Ich bin berufstätig, reise mit Anfang 20 ...

00:20:45: für meine Termine um die Welt und arbeite hart an einer Karriere,

00:20:49: die gerade erst richtig begonnen hat.

00:20:51: Die Schwierigkeit am Leben ohne Arme liegt nicht darin, es zu führen,

00:20:55: sondern, sich anderen Leuten gegenüber dazu zu verhalten.

00:21:00: Die Dinge beim Namen zu nennen,

00:21:02: ohne deshalb hervorgehoben, oder exponiert zu werden.

00:21:06: Erfolge zu feiern, ohne sich in ein Klischee pressen zu lassen.

00:21:10: Beurteilungen nach Leistung und nicht nach Anzahl ...

00:21:13: der Extremitäten zu erfahren.

00:21:16: Behindert zu sein, ohne deshalb so behandelt zu werden.

00:21:20: Dieser Satz, den finde ich großartig, oder diese Sätze.

00:21:23: Weil ... es ist, glaube ich etwas,

00:21:26: wo gerade Kultur, ...

00:21:30: Kunst und Kultur einen enormen Unterschied machen kann ...

00:21:34: im Vergleich zu dem, was Aktivist-innen wie ich machen.

00:21:38: Die die ganze Zeit kämpfen gegen Gesetze, gegen Diskriminierung, usw.

00:21:43: Kann Kultur ja letztendlich eine eigene Welt kreieren,

00:21:48: die man schön finden kann, die einen fasziniert aufgrund der ...

00:21:53: Gefühle, die sie auslöst, oder so. Und dadurch ...

00:21:56: die Behinderung viel leichter in die zweite oder dritte Reihe ...

00:22:01: geraten kann und man sich nur noch über diese Kunst unterhält.

00:22:05: Siehst du das auch so? Siehst du da Potenzial?

00:22:08: Ich glaube, der wesentliche Punkt ist: ich empfinde mich jetzt überhaupt ...

00:22:12: nicht als behindert, weil es in meinem Leben keinen Punkt gibt, wo ich sage:

00:22:15: Das ist jetzt blöd, oder das geht jetzt nicht!

00:22:18: Ich führe ein ganz ... gut, mein Beruf ist ein bisschen komisch, aber ...

00:22:22: sonst führe ich ein 100% normales Leben.

00:22:24: Das Problem besteht aber darin, dass die Leute einem das nicht glauben.

00:22:28: Ich weiß noch, als ich Führerschein gemacht habe - ich fahre ganz ...

00:22:31: normal Auto, fahre auch niemand um, und so weiter.

00:22:34: Aber: wenn man Führerschein macht mit umgebautem Fahrzeug, dann ...

00:22:38: darf man das erste Jahr, glaube ich, nur 100 fahren.

00:22:43: Ja. Warum? Keine Ahnung!

00:22:46: Wieso? Keine Ahnung! Fährst halt anders, darfst nur 100 fahren.

00:22:49: Dann muss ich noch eine extra Prüfung ablegen, dass ich ...

00:22:51: - ... schneller als 100 fahren darf. - Was !?

00:22:54: Das sind so Dinge, wo ich mir denke,

00:22:56: es geht nicht darum, was ich kann, oder was ich nicht kann.

00:23:00: Das bedeutet, wie spricht man Themen an, ohne dass man ...

00:23:04: sie so exponiert, dass die Leute sagen:

00:23:06: Ja, siehst du? Ist doch ein Problem!

00:23:09: Es gibt zwar einzelne Personen, die da raus kommen.

00:23:11: Aber ich weiß noch, als BioNTech seinen Impfstoff ...

00:23:15: auf den Markt geschmissen hat, da war ein Thema: ja, das ist ...

00:23:20: fantastisch, wir haben jetzt einen Impfstoff, aber das wurde ja ...

00:23:24: von Leuten entwickelt mit einem türkischen Hintergrund, die also ...

00:23:28: türkischstämmig sind. Das ist ja noch viel beeindruckender!

00:23:31: Die Botschaft dahinter ist: Türken können keinen Impfstoff produzieren.

00:23:35: Und das ist die Gefahr, die immer wieder dahinter ist,

00:23:39: die ein Gradmesser ist, wo man sagt: Es ist schwierig, wo balanciert man?

00:23:44: Balanciert man zu weit links, fällt man links runter.

00:23:47: Balanciert man zu weit rechts, fällt man rechts runter.

00:23:50: Und das ist es, was ich immer erlebe und was das Grundproblem ...

00:23:53: in unserer Gesellschaft ist: nicht, dass ein ...

00:23:55: wirkliches Problem herrscht, sondern dass es Leute gibt, die sagen:

00:23:58: "es ist ein Problem!" es zu einem Problem machen.

00:24:00: Und dadurch wird es zu einem Problem.

00:24:02: Weißt du, ich verstehe, was du sagst und ich kann auch ...

00:24:05: alles nachvollziehen und trotzdem ...

00:24:08: steckt in mir dieser Aktivist, der dann denkt:

00:24:12: Aber wenn du nun nicht schneller als 100 fahren durftest,

00:24:16: ein Jahr lang, dann ist das doch eine ganz klare Diskriminierung ...

00:24:20: die du erfährst, die niemand anderes deines Alters,

00:24:23: mit Führerschein, ohne Behinderung erfahren muss.

00:24:26: Und dann gibt es Menschen, die sich dagegen einsetzen.

00:24:29: Dass diese Regel wegfällt, die die Verkehrsordnung ...

00:24:32: ändern wollen - keine Ahnung, was.

00:24:34: Was sagst du den Menschen, die vielleicht von dir erwarten, ...

00:24:38: dass du dich behindertenpolitisch als prominenter Mensch ...

00:24:42: vielleicht auch positionierst?

00:24:44: Ich glaube, das sind zwei Paar Schuhe.

00:24:46: Das eine sind Gesetze und das andere sind die Köpfe der Leute.

00:24:49: Natürlich: Gesetze sind wahnsinnig wichtig. Wo ich mehr meine ...

00:24:54: Aufgabe sehe: ich bin kein politisch aktiver Mensch auf der ...

00:24:58: sehr konkreten Ebene. Das ist einfach nicht mein Feld.

00:25:02: Das ist nicht mein Arbeitsbereich.

00:25:03: Ich bin eher der, der für die Symbole zuständig ist.

00:25:06: Wenn man auf der Bühne Leute sieht: Okay, er spielt ohne Arme Horn!

00:25:10: Sagen sie erst mal: Ohh!

00:25:11: Und beim fünften, sechsten Mal: Ja, ist halt so!

00:25:14: Die Leute gewöhnen sich daran.

00:25:15: Und das ist ein ganz wichtiger Faktor, den ich sehe ...

00:25:19: und wenn die das nächste Mal jemanden sehen, der im Rollstuhl ...

00:25:22: auf der Bühne sitzt, dann kennen die das Bild schon.

00:25:25: Dann ist das nicht so: Oh, was ist denn das!?

00:25:27: Das soll aber nicht sein!

00:25:28: Und das ist etwas, wo ich mehr meine Aufgabe drin sehe.

00:25:33: Oder meinen Weg drin sehe, dass man einfach eine gewisse ...

00:25:36: Selbstverständlichkeit hat und die Leute diese ...

00:25:39: Selbstverständlichkeit unbewusst wahrnehmen.

00:25:41: Du spielst auf den Bühnen dieser Welt, also auch, um dem Publikum hier ...

00:25:45: klar zu machen, wer hier vor mir sitzt.

00:25:47: Und ich bin auch wirklich sehr ehrfürchtig, was das angeht,

00:25:51: weil ...

00:25:52: du bist mir schon seit mindestens zehn Jahren bekannt.

00:25:57: Ich hatte das von Anfang an mitbekommen, dass es dich gibt.

00:26:00: Dass es das Buch gibt, wir haben schon mal versucht, dich einzuladen.

00:26:04: Sind dir noch andere Menschen mit Behinderung im Laufe ...

00:26:07: deiner Karriere begegnet, die auch fantastische Musiker-innen sind,

00:26:11: die man kennen sollte?

00:26:12: Das muss man mal sagen: die Leute, die es in dieses ...

00:26:16: absolut hohe Level der Musk schaffen, das ist ein so ...

00:26:19: so ...

00:26:20: so kleiner Prozentsatz. An der Hochschule sind es so,

00:26:23: dass auf 40 Plätze 700 Bewerber kommen.

00:26:27: Und von diesen 40 Plätzen ...

00:26:30: würde ich mal sagen, schafft es vielleicht einer, vielleicht zwei ...

00:26:33: die wirklich in diese Kulturwelt reinkommen,

00:26:36: da vernünftig von leben können, vernünftiges Standing haben.

00:26:39: Und wenn man jetzt auch noch mal den prozentualen Anteil von ...

00:26:42: behinderten Leuten nimmt, wie viele - wenn man jetzt ...

00:26:45: 100 Leute wild aus der Gesellschaft nehmen würde - ich weiß nicht ...

00:26:48: - du kennst die Zahlen vielleicht? - Zehn Prozent.

00:26:50: Zehn Prozent. Dann haben wir noch mal ...

00:26:52: zehn Prozent - also die Wahrscheinlichkeit ist so -

00:26:54: Ich glaube, der Punkt ist eher, dass man früher ansetzen muss.

00:26:57: Also es geht gar nicht darum, dann später kriegen die ...

00:27:00: einen Job im Orchester, oder eine Stelle an der Hochschule, usw.

00:27:03: Der Punkt ist eher: wie ist es mit Leuten, die eine Behinderung haben ...

00:27:07: und an die Musikschule wollen?

00:27:08: Da ist eine Person, die sitzt im Rollstuhl. Okay.

00:27:11: Die kann ja trotzdem irgendwie Geige spielen. Die kann ja ...

00:27:14: sitzen und spielen. Ein Orchester- musiker sitzt ja auch und spielt.

00:27:17: Aber in den Köpfen fängt sofort an: Oh, wie funktioniert das?

00:27:20: Oh, was ist anders? Wie soll ich damit umgehen?

00:27:23: Am besten noch so Sprüche: dafür bin ich gar nicht ausgebildet.

00:27:26: Und da muss man den Leuten sagen: Ja, da müssen Sie gar nicht für ...

00:27:29: ausgebildet sein. Sie brauchen einfach nur Ihren gesunden ...

00:27:32: Menschenverstand, etwas Empathie, dann wird das schon.

00:27:34: Um Gottes Willen!

00:27:36: Das ist erstmal das, worauf man sich konzentrieren muss.

00:27:39: Weil wenn diese Steps alle nicht absolviert wurden,

00:27:42: dann sind die nächsten Steps erst gar nicht die Frage.

00:27:46: Lieber Felix, ich danke dir sehr für dieses tolle Gespräch.

00:27:51: Hab mich Jahre drauf gefreut und jetzt endlich eingelöst.

00:27:53: Vielen Dank, dass du gekommen bist.

00:27:56: Auf bald.

00:27:57: Vielen vielen Dank! Dankeschön.

00:27:59: Das war's für heute mit dem wunderbaren Hornisten Felix Klieser,

00:28:03: aus dem Gärtnerplatztheater in München.

00:28:05: Bis zum nächsten Mal.

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